Orte wie die Schmiede haben seit jeher eine große Faszination und
Magie ausgestrahlt. Gelborange flackert der Lichtschein, wenn im Steinkohlenfeuer
der Esse harter Stahl bei bis zu 1.000 Grad rotglühend wird. Mit schweren
Hammerschlägen oder flinken Bewegungen mit der Zange werden daraus
kunstvolle Gebilde. Kraft und Geschicklichkeit sind gefragt, damit aus einer
nüchternen Stange Baustahl fantasievolle Gartenstäbe und Rankgitter, Sonnenanhänger
oder sogar fein ziselierte Ginkoblätter und Rosenblüten werden.
In diese Kunst wollen heute im Rahmen eines Workshops auch Sepp, Sabine
und Rolf eingeweiht werden. An einem frischen Frühlingstag stehen sie in der
rauchgeschwärzten Schmiede von Andreas Schlosser. Der hat nicht nur den
passenden Namen, sondern auch Traditionsbewusstsein. „Schon mein Vater
und mein Großvater waren Schmiede.“ Hier ist man also genau richtig. Wohlig
reiben sich die Schmiede-Novizen die Hände an den beiden Feuerstellen
während die Blicke über die Wände und durch den Raum gleiten: Schwere
Eisenzangen und Hämmer in unterschiedlicher Größe, Ambosse und massive
Schraubstöcke, Gasflaschen, Schweißgeräte und Pressen. Sie zeigen, dass das
Material nur mit Kraft und Finesse in Form zu bringen ist.
Mit dicker Lederschürze und -handschuhen geschützt, beobachtet Sabine,
wie die Stahlstange sich im Feuer verfärbt. „Ich bin schon das vierte Mal dabei.
Das handwerkliche Arbeiten, der Umgang mit Feuer und dem harten Material
und die tollen Ergebnisse, das fasziniert mich immer wieder.“ Jetzt muss auf
einmal alles ganz schnell gehen. Sabine greift sich die rotglühende Stange und
geht zum Amboß. Mit beherzten Hammerschlägen krümmt sich der Eisenstab
zu einer Spirale. Andreas Schlosser steht konzentriert dabei, bereit jederzeit
einzugreifen.
Mit neugierigem Funkeln im Gesicht sind auch Rolf und Sepp ganz in die
Arbeit vertieft. „Halt die Stange noch a bisserl tiefer, dann passt der Winkel
besser“, korrigiert Andreas Schlosser. Im Lauf des Vormittags steigt die Spannung
immer wieder. Da wird die Spirale mit schwerem Gerät plattgehämmert
oder mit massiven Zangen in Teamarbeit herausgezogen. Völlig fasziniert sind
die Teilnehmer auch, wie eine Stahlkugel in eine Spiralfassung eingepasst und
am Ende festgeschweißt wird. „Alleine würde ich mich so was nie trauen“, sagt
Rolf. „Dafür habt ihr ja den Meister dabei, der alle Tricks kennt und euch notfalls
die Hand führt“, sagt Schlosser mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
INFORMATIONEN
SCHLOSSER UND SCHMIED MIT
VIELFÄLTIGEN TALENTEN
Andreas Schlosser, gelernter Kunst-
und Bauschlosser (nomen est omen!)
aus Fridolfing ist nicht nur Schlosser.
Er ist ebenso mit Leib und Seele
Schmied. Rund 300 Arbeitsstunden
hat er in sein Meisterstück gesteckt:
ein Schwert mit scharfer Klinge
aus 320-lagigem Damaszenerstahl.
Scheide, Griff und Parierstange sind
aus Schmiedebronze, der Knauf aus
Edelstahl. Neben Fortbildungen im
Damast- und Werkzeugschmieden
sowie im Kupfertreiben bei Koryphäen
wie Prof. Albert Habermann
und Hans Utzmann in Venedig und
Tschechien ist der Fridolfinger auch
Fachmann im Schweißen. Seit 2016
gibt Andreas Schlosser sein Wissen
zudem bei Lehrerfortbildungen und
in VHS-Workshops weiter. Ebenso
veranstaltet er Firmenevents und
gibt beim Schauschmieden auf
Christkindl- und Bauernmärkten
Einblick in sein Handwerk.
WORKSHOPS UND KURSE VON
ANDREAS SCHLOSSER
Zusammen mit der VHS veranstaltet
Andreas Schlosser regelmäßig
Schmiede-Kurse für Anfänger
und Fortgeschrittene oder extra
für Frauen. Auf Anfrage sind auch
individuelle Termine für Gruppen von
3 bis 4 Personen möglich. Themen
der Schmiedekurse sind Gartenstäbe,
Rankgitter, Feuerkörbe, Messer oder
Werkzeug. Als Spezialität bietet
Schlosser zudem Schmiedekurse für
Rosen an.
Die Termine und Infos zu
Anmeldemöglichkeiten
finden sich auf der Homepage unter
www.mein-schmied.eu.
Bitte ca. zwei Wochen im Voraus
anmelden.
Auskunft und Anmeldung
Andi Schlosser
83413 Fridolfing
Telefon +49 (0)8684 2269826
andi@mein-schmied.eu
Gespannte Augen beobachten den rotglühenden Stahl
Stahlspirale im glühenden Feuer
Seite 56 ACTION – SCHMIEDE-WORKSHOP MIT ANDREAS SCHLOSSER