Bio-Bauer Hans Glück freut sich, wenn auch in
Krisenzeiten sein Bio-Hofladen in Tittmoning einen
Andrang erlebt als sei gerade Weihnachten. „Die Leute
lernen es wieder schätzen, wenn sie direkt vor der Haustür
gesunde Lebensmittel kaufen können, die im Einklang mit
dem Tierwohl und den Gesetzen der Natur nachhaltig und
regional produziert worden sind.“ Unter den knapp 1.500
Artikeln, die Glücks Lebensgefährtin Jutta Staudt-Franzen
als Ladenbetreiberin anbietet, finden sich zahlreiche
Kartoffel- und Gemüsesorten von den eigenen Äckern,
Getreideprodukte sowie Rind-, Schweine- und Hähnchenfleisch
aus eigener Produktion.
Als er vor beinahe 40 Jahren begann, den vom Vater
übernommenen, konventionell auf Milchviehwirtschaft ausgerichteten
Hof auf Bio-Betrieb umzustellen, erklärten ihn
nicht wenige für verrückt. 1982, zwei Jahre nach Gründung
der Partei der Grünen, war das noch unerhört. Zusammen
mit dem Waginger Bio-Bauern und ehemaligen Landtagsfraktionschef
der Grünen, Sepp Daxenberger, gehörte
Glück zu den Pionieren der ökologischen Landwirtschaft.
Hans Glück im Bio-Hofladen
Dass er mit einer Hofgröße von 20 Hektar nicht überlebensfähig
sei, wie ihm die Behörden prophezeit haben,
hat Glück eindrucksvoll widerlegt. „Der Erfolg ist eine
Frage des Konzeptes, nicht der Größe“, sagt der
Tittmoninger, der sich auch im Stadtrat engagiert.
Nach vielen Experimenten und Erfahrungen mit Fruchtfolgen,
Ackerbaukunst und dem Neuaufbau des 2002
abgebrannten Hofes, steht dieser heute bestens da.
Von März bis November grasen Glücks Rinder auf der
Kurzrasenweide. Die robuste Mischung aus Pinzgauern,
Fleckvieh und Deutsch-Angus gibt ein gut marmoriertes
Fleisch mit hoher Qualität. Dafür sorgt neben dem guten
Futter von den eigenen Feldern und Wiesen auch die
stressfreie Schlachtung in einem nahegelegenen
Kleinbetrieb.
„Sie sollen ein gutes Leben haben und einen respektvollen
Umgang bis zum Tod“ – nach diesem Grundsatz
hält der Tittmoninger Biobauer auch seine
„Glücks“-Schweine. Die robuste, schwarzrosafarbene
Mischung aus Deutscher Landrasse, Duroc und Pietrain
„darf einmal Geburtstag feiern“ (Glück) und wird damit
fast doppelt so alt und um mehr als die Hälfte schwerer
wie schlachtreife Artgenossen aus der Massenzucht.
„Ohne dabei zuviel Fett anzusetzen, das bekanntermaßen
ein wichtiger Geschmacksträger ist“, ergänzt er.
Ein wahres Biotop für die Artenvielfalt ist seinen Worten
nach jedes Jahr das Feld mit Laufener Landweizen,
eine alte Getreidesorte, die auch für Allergiker bekömmlich
ist. Mit der 43 KW-Photovoltaikanlage auf dem Dach
sorgt Glück zudem für grüne Energie. Den Eindruck eines
„grünen Paradieses“ vervollständigt die Streuobstwiese,
in der Kamerunschafe als „Bio-Rasenmäher“ grasen, während
freilaufende Hühner in der Erde picken. Für Glück
zeigt sein an Verbands-Richtlinien ausgerichteter Betrieb,
dass der „Königsweg der Landwirtschaft“ auch ohne
Ackergifte und Massentierhaltung bestens funktioniert.
Frisches Gemüse kommt direkt vom Acker ins Verkaufsregal Hier blühen nicht nur die Sonnenblumen auf
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